IDM Röbel 2008 Gastbericht

IDM Röbel 20m² Jollenkreuzer...2008

Wie schnell treibt eigentlich ein Stück Mahagoni???

Ich habe diesen Bericht zur IDM Röbel geschrieben, da wir 3. geworden sind.

Herzliche Grüße Jörg Rüterhenke

In der 35. Kalenderwoche hatte der Röbeler Seger-Verein „Müritz“ e.V. zur Internationalen Deutschen Meisterschaft der 20er Jollenkreuzer eingeladen. Es war eine Vorregatta am Samstag und Sonntag geplant. Anschließend sollte die notwendige Vermessung stattfinden, um dann während der kommenden Tage bis Donnertag den Deutschen Meister zu finden und im Rahmen der zeitgleich stattfindenden Classics die Bestenermittlung durchzuführen. Warum sind wir eigentlich an der Müritz, dem kleinen Meer? - Irgendwann in der 29. Woche klingelte das Telefon und der Bootsbauer vom Dümmer war mal wieder am Apparat. Nun er hatte einen „akzeptablen“ Steuermann, (Fischer am Steinhuder Meer), ein schönes Schiff und eine Wohnung in Fußmarschnähe im Petto und fragte nach frei einteilbarer Zeit vom 22. bis 28. August. Da konnte ich nicht widerstehen. Ich kenne beide sehr gut und wir sind seit über 20 Jahren Freunde, der 20er ist mir auch schon seit Jahrzehnten ein beliebter Regattauntersatz, die Müritz allemal ein reizvolles Revier und die meisten Segler sind mir aus alten Tagen noch bekannt. Also los und zugesagt. Es war Sommer … , und einer der größten Seen Deutschlands bot genügend Raum für Luvkämpfe und lautstarke Auseinandersetzungen im 2-Längen Kreis. In dieser Jahreszeit ist an sich nicht mit viel Wind zu rechnen und die Sonnenlotion ist das wichtigste Utensil für den gemeinen Regattasegler. Nun es sollte anders kommen. Am Samstag steckten wir das erste Mal die 20er Nase aus dem Hafenvorfeld. Da wir in dieser Konstellation noch nie zusammen gesegelt hatten, entschlossen wir uns zu einem Frühstart, verließen an einem grauen Morgen als erster den Hafen, und liefen auf den großen See hinaus - aus. Immer einen kessen Spruch auf den Lippen, die ganzen Weltmeister, Kadersegler und Olympioniken und Medaillengewinnern sollten mal kommen – denen würden wir es schon zeigen. Als wir dann die Landabdeckung ein wenig hinter uns gelassen hatten, wurden die Stimmen ein wenig leiser und wir mussten feststellen, dass unsere Yacht unter minimalem Einsatz nur mit Hilfe des Großsegels bereits Maximalgeschwindigkeit machte. Da wir (Jens und Jörg) nur staunende Augen für das mächtige schnell vorbeirauschende Wasser hatten, kamen wir gar nicht auf die Idee, die ganzen theoretisch bereits voll durchtrainierten Manöver auch in die Tat umzusetzen. Irgendwann als wir mal wieder in der Vollgleitphase eine weitere Bö zu noch schnellerer Fahrt nutzten, fiel uns ein, dass wir ja zum Glück etwas zu Hause vergessen hatten, was wir unbedingt noch holen müssten. Also unter Großsegel schnell nach Hause. Und da kamen sie uns alle entgegen, - die Teilnehmer. Schließlich wieder in der Box festgemacht, erkannten auch die anderen Segler, dass an diesem Tag kein Start zu machen sei. Was wir zu Hause vergessen hatten, ist bis heute nicht überliefert. Durch diese Startverschiebung konnten viele Details der Vermessung bereits vorzeitig durchgeführt werden und sorgten größtenteils für zeitliche Entspannung in der Folgezeit. Die Verpflegung war gut, es konnte auf Vorbestellung auch im Club gefrühstückt werden, und das Happy Catering war allzeit für uns da, besonders in den Abendstunden am Bierwagen, wo so manche Taktik der vergangenen Regatten mit den Gegnern diskutiert wurde. Am Sonntag war der Wind etwas moderater und es konnten 2 spannende Regatten gesegelt werden. Die Favoriten mit Thomas Flach, Harald Schaale und Sven Diedering, hatten schließlich auch die Nase mit Idealnote vorn. Der Druck war aufgebaut. Jörg Witte mit Crew und Christian Friedrich und seine Mannschaft folgten auf den weiteren Plätzen. Montag sollte es nun endlich richtig losgehen. Nach der Begrüßung durch die Offiziellen und die Wettfahrtleitung wurden wir aufs Wasser geschickt. Die professionelle Wettfahrtleitung hatte keine Schwierigkeiten, gute Startlinien und Kurse auszulegen. Die Windverhältnisse waren gut und es wurden 2 Wettfahrten bei ca. 3 Beaufort gesegelt. Wir kämpften noch mehr mit dem Boot, der Beschlagsanordnung und der Rollenverteilung als mit den Gegnern. Nichtsdestotrotz konnten wir einen 2. Platz ersegeln. Aber im 2. Lauf wurden bei einem 10. Platz unsere Grenzen deutlich aufgezeigt. Jens Magdanz („Maggi“) und seine Crew zeigte allen Beteiligten was in ihnen steckt. Sie beendeten den Regattatag mit ganzen 2 Punkten aus 2 Rennen – damit waren Sie einsam vorne, da alle anderen sehr unstete Platzierungen ersegelten. … es gab einen neuen Favoriten. Am nächsten Tag, Dienstag, waren 3 Wettfahrten geplant und diese wurden von Wettfahrtleiter Heino Leja und seinem Team auch stringent und gut durchgezogen. Diesmal waren es ca. 4-5 Beaufort aus SW und alle waren voll gefordert. Zum Glück hatten wir ein reichhaltiges Lunchpaket vom Segelclub bekommen, so dass keiner an diesem langen Segeltag verhungern musste. Die Bahnlängen lagen bei ca. 6,5 sm und es gab genügend Positionswechsel und enge Tonnenmanöver. Hier wurde kein Zentimeter verschenkt. Am Ende des Tages als wir mit müden Knochen ins „Segellager“ zurückkehrten wurden die ersten Berechnungen mit beherztem Ziel angestellt: „Was passiert wenn … und wir dann den x-ten Platz machen, ja jetzt kann er ja streichen, äähh ach ja. Es sind ja 8 Wettfahrten geplant – das hieße nach der achten Wettfahrt können sogar 2 Wettfahrten gestrichen werden.“ Viele Hypothesen und wenig genaues. Auf jeden Fall hatte Thomas Flach und sein Team ziemlich deutlich vorgelegt. Nach der 5. Wettfahrt standen diese Recken mit einem Streicher nur mit 9 Punkten da, „Maggi“ hatte 10 Zähler und wir waren mit schon einigem Abstand auf dem 3. Platz. Die Luft um uns herum war recht dünn, Jörg Witte, Lucas Zellmer, Armin Eismann, Christian Friedrich waren dicht um uns herum. Andre Räder vom Gastgeber Verein hatte ausgerechnet am 3-Wettfahrtentag einen rabenschwarzen erwischt und segelte eher durchwachsen. Er selbst würde bestimmt noch prägnantere Worte finden. Das „Anlegebier“ (eins für jeden) hatten wir uns alle redlich verdient. Anschließend wurde ein Drachenbootrennen ausgetragen. Hier konnten sich nach dem langen Tag nicht mehr alle begeistern. Sicherlich wäre der Zuspruch noch größer gewesen, wenn ein anderer Tag um diese tolle sportliche Aktivität ergänzt worden wäre. Am Mittwoch wurden 2 schnelle Wettfahrten gesegelt. Es wehte wieder aus WSW mit etwas mehr als 4 Beaufort. Die durchschnittliche Geschwindigkeit lag immerhin bei 7 Knoten. Mit dieser Geschwindigkeit segelten die Internationalen Deutschen Meister Thomas Flach, Harald Schaale und Sven Diedering ihrem Sieg entgegen – und wahrscheinlich waren sie einfach noch einen Tick schneller als die Anderen. – Herzlichen Glückwunsch! Auch an die Silbermedaillengewinner Jens Magdanz, Frank Sekura und Matthias Huhn. Diese beiden Mannschaften waren sich ihrer Platzierungen schon sicher und brauchten am Donnerstag nicht mehr zu segeln. Dennoch sollte der deutsche Meister noch mal dabei sein. Wir mussten noch heftig um unseren 3. Platz kämpfen. Da war noch einiges möglich. Auch auf den weiteren Plätzen wurde kräftig um jeden Platz gefightet. Durch den 2. Streicher ergeben sich einfach viele Möglichkeiten des Ausgleichs. Am Abend wurde ein sehr gutes Meisterschaftsessen in atemberaubender Geschwindigkeit auf die Tische gezaubert. Durch einen tollen Film, besser gesagt eine sehr gute Dokumentation, erstellt von einem der Sponsoren, wurde der Abend unterhaltsam ergänzt. Außerdem konnten wir einen hervorragenden Komödianten, der sich außergewöhnlich gut darauf verstand, die „Ostalgie“ zu karikieren, genießen. Ein sehr kurzweiliger Abend! Einige sind wohl etwas länger geblieben und waren am nächsten Tag etwas weniger stark empfangsbereit. Der letzte Tag sollten auf den Plätzen 3 bis 31 Klarheit bringen und wir erlebten eine spannende letzte Wettfahrt. Anfänglich hatten wir einige Startschwierigkeiten, da unser Großfall ausgerauscht war und wir kurz noch den Mast auf dem Wasser legen mussten. Schließlich waren wir dann doch kurz vor dem Start fertig und konnten das Rennen rechtzeitig aufnehmen. Am Ende wurden wir durch einen weiteren 1sten Platz mehr als entschädigt. Am Abend gab es dann noch eine Menge zu feiern, zu lachen und zu bereden. Die Preisverteilung war kurzweilig, die Reden überzeugend, teilweise jedoch meisterlich überraschend. Schöne Preise und Erinnerungsgaben rundeten die Zeremonie ab. Wir konnten viel Spaß haben und konnten so manches Getränk zu uns nehmen, auch noch, nach dem der Wirt sich mit der Zählweise seiner Freibierfässer beachtlich uneinsichtig zeigte. Am nächsten Tag konnten dann alle Teilnehmer wieder den Heimweg antreten und von dem Erlebten zu Hause berichten. Fazit: Insgesamt eine gelungene Meisterschaft mit sehr guter Wettfahrtleitung, vielen sehr guten Helferinnen und Helfern, einem beachtlichen Teilnehmerfeld, dass nur im Classicbereich noch etwas stärker werden sollte, guter Verpflegung und einem angemessenen Rahmenprogramm mit Spitzenwerten für den Donnerstagabend. Vielen Dank dem Röberler Seger-Verein „Müritz“ e.V. für diese erfolgreiche Woche. Für uns als Team (Wilfried, Jens und Jörg) steht fest, Spaß und Ehrgeiz müssen in einem ausgewogenen Verhältnis zu einander stehen. (Regatta-)Segeln mit Freunden ist das schönste Hobby der Welt! Vielen Dank für diese tollen Segeltage mit Euch allen. Der 20er ist ein einmaliges Schiff! Ausblick: Die Flasche Sonnenlotion ist noch voll für die nächste 20er Regatta. Mahagoni treibt sehr, sehr schnell, - wenn es richtig bewegt wird!! Mit kameradschaftlichen Grüssen Jörg Rüterhenke (R 1332) PS: alle, die ich nicht namentlich erwähnt habe, wären es sicherlich wert gewesen genannt zu werden. Leider ist der Platz zu knapp, bitte seht mir das nach.

Ciao