DEUTSCHER MEISTER | 07.12.2021

In 6 Jahren vom Anwärter zum Deutschen Meister der Segelbundesliga

Wie facettenreich ...

... das Leben eines Segelbundesligisten sein kann, zeigte in den letzen Jahren Ole Nietiedt – seglerisch in Röbel aufgewachsen – der sich und sein Team ONEKiel kürzlich mit der Deutschen Meisterschaft für eine sensationelle Segelsaison 2021 belohnte.

Der Reihe nach:
Den ersten Kontakt mit dem Ligasegeln knüpfte Ole im Spätsommer 2015, nachdem er im Frühjahr besagten Jahres seinen Abschied aus der leistungssportlichen Karriere im Laser bekannt gegeben hatte. Im RSVM schickte man sich derzeit an, dem Nachwuchs eine anspruchsvolle Perspektive nach den Jugendbootklassen anbieten zu können und wagte den ambitionierten Sprung in die noch junge Segelbundesliga. Ole gehörte zum Team der ersten Stunde, das sich bei einem Trainingswochenende in Warnemünde und dem Müritz-Matchrace auf der B/One für die Qualifikation in Glücksburg vorbereitete. Mit ihm am Steuer wurde der Aufstieg dann mit Platz 12 von 60 Teams (ein Platz unter den Top 6 war nötig) knapp verpasst, aber das Ergebnis zeigte, dass man um den Aufstieg mitfahren kann.

Mit einer studienbedingten Pause – der RSVM ist mittlerweile im dritten Anlauf in die 2. Segelbundesliga aufgestiegen – verstärkte Ole das Ligateam in der zweiten Saisonhälfte 2018 und segelte den letzten Spieltag in Kiel sowie die Relegation in Hamburg. Dabei wurde der Klassenerhalt nur knapp mit einem Punkt verpasst.

Als erster Nachrücker aus der Relegation für den zurückziehenden Segelclub aus Lindau startete der RSVM 2019 erneut in der 2. DSBL und kämpfte immer gegen den drohenden Abstieg. Diesmal gelang es Ole mit dem Team, die Klasse über die Relegation zu halten und die Startberechtigung für die 2. DSBL 2020 zu sichern (auch wenn später Covid-19 bedingt der Rückzug des RSVM folgte).

Die Winterpause 2019/20 wurde genutzt, um die abgeschlossene Saison Revue passieren zu lassen. Man kam im Allgemeinen zur Erkenntnis, dass es für auswärts lebende RSVM-ler einen hohen Zeit-, Kraft- und Finanzaufwand bedeutet, an artgerechtem Training teilzunehmen, damit man beim stetig steigenden Liga-Niveau in Zukunft mithalten kann. Aus meiner Sicht nachvollziehbar, erbat Ole die Freigabe des Vereins, um das Angebot des souveränen Aufsteigers ONEKiel annehmen zu können. Wohnhaft in der Landeshauptstadt Schleswig-Holsteins und mit der Aussicht auf regelmäßiges, zielorientiertes Training vor der Haustür war diese Entscheidung die richtige, um sich in diesem Format weiterentwickeln zu können – meiner Ansicht nach.

Das Ligadebüt lief 2020 dann leider komplett nicht nach Oles Vorstellung. Nachdem ONEKiel die ersten beiden Spieltage für sich entschieden hatte, durfte Ole am dritten Spieltag in Berlin dann erstmals ans Steuer und segelte mit Platz 15 deutlich hinter den Erwartungen des Teams. Infolgedessen wurde er in diesem Jahr für keinen weiteren Spieltag nominiert. ONEKiel verpasste – wahrscheinlich durch diesen Ausrutscher – den ersten Meistertitel seiner noch sehr jungen Vereinsgeschichte.

Im Frühjahr 2021 - wir befinden uns im zweiten Pandemie-Jahr und damit erneut bei einem verspäteten Ligastart im Juni – nutzte Ole mit seinem Team dann nahezu jede freie Minute zum Trainieren, um seinen Fauxpas aus dem Vorjahr vergessen zu machen. Er verriet mir, dass er alles daran setzte, dass sich „Berlin“ nicht wiederholen würde und gewann unter anderem den letzten Spieltag souverän bei starkem Wind und Wannsee-typischen, drehenden Winden. „Ich hatte noch eine Rechnung offen mit dem Wannsee, die habe ich jetzt beglichen.“ Besonders beeindruckt hat ihn dabei der Neuzugang Matti Cipra (dem einen oder anderen vielleicht bekannt aus der 470er-Kampagne mit seinem Steuermann Malte Winkel). Matti brachte nach Oles Worten eine noch viel detailliertere Auseinandersetzung mit den Eigenschaften und Trimmmöglichkeiten der J70 ins Team, sowie wettertechnische Fachkenntnisse und die zielorientierte Planung von Trainingsinhalten. So ist es letztlich nicht verwunderlich, dass ONEKiel 2021 die Liga von Beginn an dominierte und – diesmal ohne Ausrutscher – kontinuierlich an der Tabellenspitze seine Kreise zog und am Ende der Saison verdient Deutscher Meister wurde. Maßgeblichen Anteil als einer von zwei Steuermännern: Ole Nietiedt. Aus Röbel. Von der Müritz. Vom RSVM!

Nicht unerwähnt bleiben soll, dass Ole mit ONEKiel neben dem deutschen Meistertitel auch den 5. Platz in der Sailing Champions League errang. Darüber hinaus ersegelte sein Team mit einem geliehenen Boot des Halbtrocken Sailing Team (Ole startete hier für den RSVM!) bei der Europameisterschaft der J70 in Kopenhagen den 8. von 98 Plätzen. Bestes deutsches Team! Chapeau vor dieser Leistung.

Alles in allem betrachtet, ist es für mich ein beeindruckender Werdegang, den Ole bis hierhin bestritten hat. Ein Schützling des Vereins, der in der deutschen Segelelite mitmischt. Herzlichen Glückwunsch, Ole!

Und wie geht es weiter?
Im kommenden Jahr 2022 wird Ole sich um den Abschluss seines Studiums kümmern und nicht für ONEKiel in der Segelbundesliga starten. Ganz ohne Segeln geht es dann aber auch nicht und so wird man ihn mit dem Halbtrocken Sailing Team auf einigen J70 Klassenregatten wiederfinden. Auf dem Programm stehen voraussichtlich die Italien Series, die EM in Hyeres sowie die WM in Monaco.

Dafür wünschen wir ihm weiterhin viel Erfolg, vor allem Spaß und Godewind – Ahoi!

Fabian | Ligaverantwortlicher