Reisebericht | 28. April - 05. Mai 2018

RSVM-Segeltörn im Ionischen Meer

Auf Initiative von Paul Roch...

...sollte es in diesem Jahr zusätzlich zu seiner schon langjährig bestehenden Segelgruppe ein "echtes" RSVM-Boot geben. So fand sich die Besatzung: Bernward Frieling, Carsten Wernecke, Detlef und Grit Heilmann, Sven Hülsmann sowie Peter und Kerstin Kind zusammen.

Am 28. April war es soweit, wir flogen von Frankfurt nach Preveza. In der Marina Lefkas übernahmen wir die "Artdrenalin", eine nagelneue Sun Odyssee 47.9 und waren damit ein Teil einer Flottille aus vier Schiffen. Unser Boot ließ mit seinen vier Crewkabinen mit jeweils eigenem "Badezimmer" sowie einem großen Salon mit kompletter Küchenzeile wenige Wünsche offen. Die Crew hoffte aber vor allem, dass der Name des Bootes auch „Segel“-Programm wird. Zuerst jedoch hieß es Kojenaufteilung, einrichten, die Läden der Umgebung plündern und bunkern. Vor allem die Getränke dürfen nicht ausgehen! Eine 3,5-kg-Packung Erdnüsse, die wir seemännisch verstauten, sollte uns dabei noch tagelang beschäftigen.

Am nächsten Mittag geht's los. Nach Zielabsprache mit Flottillenkapitän Paul, der die "Thalassa" segelt, wollen wir das ca. 25 Meilen entfernte Fiskardo ansteuern. Bevor wir allerdings die Segel hissen konnten, mussten wir ein ganzes Stück durch den Lefkada-Kanal motoren. Das Wetter war traumhaft, sonnig bei 28 Grad, der Wind, anfangs mit einer Stärke von 4-6 Knoten, nimmt später immer mehr ab. Für jedes Manöver gibt's das entsprechende Getränk, so dass wir mit sehr viel Spaß unsere gemeinsame Zeit an Bord genießen. Kurz nach 19.00 Uhr legen wir längsseits an der "Thalassa" in Fiskardo an. Sven, unser Anchorman, kämpft dabei mit einer sehr schwergängigen Ankerwinde. Eine Schmierung ist angesagt! An Land geht's nur per Beiboot.

Am nächsten Tag starten wir nach einem reichhaltigen Frühstück, segeln mit umlaufendem Wind zwischen den Bergen und ankern dann mittags in der Bucht von Para Pigadhi. Beim Baden gibt es Quallenalarm, Grit und Carsten kämpfen noch eine Weile mit den Nachwirkungen des Nesselgiftes. Abends in Vathi besuchen wir ein gut bewertetes Restaurant in der Stadt. Der Koch entdeckt Bernward und macht eindeutig per Handshake klar, wer bei uns der Skipper ist. Wegen eines Fußballspiels (Bayern spielt in der Rückrunde gegen Madrid) geht’s am dritten Tag bei wenig Wind unter Motor nach Astakos, einem kleinen Hafen am Festland. Die Sonne scheint, wir haben 27 Grad. Die Mannschaft will baden, weshalb wir die Insel mit der "One House Bay" anlaufen. Hier sind glücklicherweise keine Quallen zu sehen. Wir ankern zum Baden etwas weiter außerhalb der Bucht an einem Steilhang. Weiter nach Astakos segeln wir bei wenig Wind. Die Artdrenalin läuft raumschots, obwohl wir die Genua mangels Spibaum mit dem Fenderbrett ausgebaumt haben, nur ca. 4 Knoten. Auch, dass Carsten, unser First Sailing Officer, den Rumpf von Muscheln befreit hat, half nicht viel. Wahrscheinlich bremst das Gewicht unserer umfangreichen Vorräte. Vielleicht schaffen wir das ganze Boot bis zum Ende der Reise noch leichter zu essen und trinken und mit dem Rumpfbürsten schneller zu machen. Gegen den kleinen Hunger am Nachmittag gibt es eine Peter-Sven-Kreation aus geröstetem Weißbrot mit Knoblauch-Olivenöl-Dip, was die Crew begeistert und somit ein tägliches Ritual nach sich zieht. Abends machen wir im Hafen mit Anker und Heckleinen fest. Dieses Manöver müssen wir lt. Paul noch üben. Wir seien falschen Winkel eingefahren, haben den Anker zu spät geworfen, dann auch noch zu spät dicht geholt usw., usw. Wir aber sind zufrieden mit uns, trinken Campari und liegen sicher vor Anker mit idealer Kettenlänge im Hafen. Auch sind wir rechtzeitig vor dem Fußballspiel angekommen, das in der Hafenkneipe direkt vor dem Liegeplatz übertragen wird. Bayern verliert, aber auch das „trübt“ unsere gute Laune nicht. Die Nacht wird lang und laut, die Vielzahl von Gästen auf dem Oberdeck will nicht gehen und Peter beendet die Party dann ca. 03.30 Uhr.

Von Astakos geht's weiter in Richtung Kalamos. Bei Port Leone in einer schönen Badebucht (Kefali) gehen wir bei 3m Wassertiefe an der "Thalasso" längsseits. Abends im Hafen von Kalamos dirigiert uns Hafenkapitän und Tavernenwirt Georg mit seinem Boot zum Liegeplatz. Er stellt sich vor und hofft auf unser Erscheinen in seinem Hafenrestaurant. Wir aber haben unser Abendessen schon fertig, so bleibt ihm nur eine kleine Getränkezeche. Unser Skipper wünscht sich schon seit Tagen einen Kuchen, das Rezept (Löffelbiskuit, griechischem Joghurt und Marmelade) liefert er uns gleich mit. Also machen sich Grit und Kerstin auf den Weg, die Zutaten zu besorgen. Das Hafenstädtchen am Hang ist wunderschön gelegen, wir machen einen schönen Spaziergang durch die Gassen. Am späten Abend bereitet Carsten die Leinen für den zunehmenden Wind vor, der uns nachts erreicht und sich durch ein knarrendes Brett bemerkbar macht. Es heult bei ca. 6 Bft im Rigg.

Nächster Morgen: Endlich ist der Wind da und bleibt uns entgegen den Vorhersagen auch erhalten. Nach kurzer Fahrt aus dem Hafen werden die Segel gesetzt. Bei ca. 9 Kn haben alle Crewmitglieder Spaß und das Boot macht endlich seinem Namen Ehre. Am Nachmittag kommt die Kiste nochmals mit 10,3 Kn richtig zum Laufen. Paul ist bestimmt schon im Hafen "Klein Vathi" und macht einen Landspaziergang. Wir segeln immer noch, wofür wir ja auch gekommen sind. Gegen 16.00 Uhr übernimmt Carsten das Ruder und kreuzt spektakulär am Marinameister vorbei in den Hafen. Höhepunkt des Abends: Peter hat die Packung Erdnüsse endlich gefunden!

Am letzten Tag hoffen wir vergebens auf den Wind vom Vortag, so dass wir dann doch nach einer schönen Badebucht Ausschau halten. Wir fahren an der Privatinsel Skorpios die früher der Onassis-Familie gehörte, vorbei und gehen in einer Bucht im Norden der Insel Sparti vor Anker. Carsten eröffnet die Turmspringersaison von der Saling. Nach dem Tanken machen wir im Hafen von Lefkas wieder fest. Obligatorisch für alle der "letzte" Manöverschluck Campari-O oder Gin-Tonic und ein letztes Abendessen an Bord. Samstag, den 05. Mai nehmen wir Abschied von der Artdrenalin und werden zum Flughafen nach Preveza gebracht. Für uns endet eine wunderbare Urlaubwoche und wir sind uns einig, so etwas wollen wir sehr gerne wieder mitmachen.

 

Kerstin K. und Sven H.